KRATES – Buch 4 – Kapitel 29

Verkatert kroch er aus dem Bett und humpelte gähnend ans Fenster. Die Sonne hatte sich mittlerweile über die Bergkämme erhoben und somit den Blick auf das am Horizont schimmernde Meer freigegeben. Was für ein Ausblick, staunte Krates und blickte lange auf die unter ihm liegende Bergwelt und den pamphylischen Meerbusen. Da unten lag also das neue Attaleia, in das sie noch heute reiten würden, um die dortigen Stadtmauern und den fertiggestellten Hafen einzuweihen. Er zog sich an und ging mit seinen Gefährten frühstücken.
Sie wollten gerade ihre Pferde satteln und die Reisesäcke verschnüren, als Silanos die Herberge betrat und sie fröhlich begrüßte. Gemeinsam mit seinem Bruder Karyas führte er seine Mutter in den Hof und setzte die alte Frau auf einen Stuhl. »Ich habe ihr unsere Geschichte erzählt«, raunte er Krates zu, »und sie hat das dringende Bedürfnis sich bei dir zu bedanken.«

»Du bist also Krates«, begann die blinde Frau leise und suchte zitternd nach seinen Händen. Krates reichte ihr die Hand und brauchte einige Zeit, bis er die kehligen Laute ihres pisidischen Akzents richtig verstand. »Mein Sohn, Philo, hat mir von dir erzählt, vor allem, dass du ein guter Mann bist, dessen Namen wir in Ehren halten müssen.«
»Naja«, beschwichtigte sie Krates. »Was ich getan habe, habe ich gerne getan und das ist es, worauf es ankommt.«
»Wie auch immer«, sagte sie mit fester Stimme, »ich möchte dir danken, Krates. Wir werden für dich beten, jeden Tag.«
»Ich danke dir, Mütterchen«, erwiderte er mit einem kräftigen Händedruck. »Und ich wünsche dir noch viele glückliche und gesunde Jahre, um deinen heimgekehrten Philoxenos in vollen Zügen zu genießen. Aber ich bitte dich, lass mich aufbrechen. Meine Gefährten warten und wir haben noch einen langen Weg vor uns.«

»Dann geh«, erwiderte die alte Frau freundlich und sah ihm mit ihren blinden Augen direkt ins Gesicht. »Zeus sei mit dir.«
Silanos nahm ihn zum Abschied herzlich in die Arme und begann herzergreifend zu schluchzen. Krates erwiderte die Umarmung, klopfte ihm aber nur aufmunternd auf die Schulter. »Acta est fabula, Silanos. Von jetzt an kann es nur besser werden.«
»Du hast Recht, bei den Göttern! Verdammt, du hast Recht.«
Silanos lachte und weinte gleichzeitig und strahlte seinen langjährigen Freund und Gönner warmherzig an. »Viel Glück auf deinem Weg, Krates. Und grüß mir Livia und die Kinder.«

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»Das mache ich«, versprach Krates und verabschiedete sich auch von Karyas und den übrigen Termessiern. Dann wandte er sein Pferd und ritt langsam und mit stolzer Ruhe die Hauptstraße zum unteren Stadttor hinab. Seine nur noch sechsköpfige Gesandtschaft folgte ihm durch die Stadt auf die breite Handelsstraße, die sie über endlose Windungen in die weit unter ihnen liegende Ebene führte. Unterwegs kamen sie an reißenden Gebirgsbächen vorbei, die sich zu einem breiten Strom vereinten und bis nach Attaleia begleiteten.

»Da vorne liegt sie«, rief Kolchos begeistert, als sie endlich die Stadt erblickten. Leuchtend weiß, aus einem hellen Kalkstein errichtet, strahlten ihnen die Stadtmauern entgegen, deren Türme eine riesige Fläche mit angrenzendem Hafen umschlossen. Der Weg, der von der gepflasterten Küsten-straße nach Attaleia abbog, war noch relativ neu und daher nur eine staubige Piste, auf der sie bis vor das Haupttor ritten.
»König Attalos lässt euch grüßen«, rief Krates dem Wachmann entgegen, der sich ihnen in den Weg stellte und sprang von seinem Pferd. »Wir sind gekommen, um eure Stadt einzuweihen und dazu stellvertretend den königlichen Segen zu erteilen.«

Der Soldat verneigte sich vor ihnen und gab Order das Haupttor zu öffnen, damit die Gesandtschaft ehrenvoll in die Stadt reiten könne. Aus der Nähe betrachtet waren die Wehrmauern uneinnehmbar hoch und wie sie später von innen sehen konnten, auch sehr stark. Die Flächen hinter den Mauern dagegen waren noch weitgehend unbebaut und Krates staunte bei ihrem Einzug, denn er hatte eine so neue Stadtanlage noch nie zuvor gesehen. Hinter dem Stadttor wurden sie von einem Ratsbeamten in Empfang genommen, der sie zu einer kleinen Herberge in der Nähe des Hafens führte. Die Zimmer waren klein, aber mit einem atemberaubend schönen Blick über die Bucht auf die Berge, aus denen sie heute gekommen waren. Im Hafen lag eine Reihe starker Trieren, deren Anzahl den notwendigen Schutz bei weitem überschritt, aber schließlich war der Kriegshafen einer der Hauptgründe gewesen, die überhaupt zur Stadtgründung geführt hatten. Sie luden ihre Sachen ab und ließen sich von dem Beamten durch Zentrum führen. Oberhalb des Hafens, der zur Landseite hin durch eine natürliche Barriere steil aufragender Felsen geschützt war, erstreckte sich die rasterförmige Stadtanlage. Um den Marktplatz und seine öffentlichen Bauten gruppierten sich vier Tempel und einige Privathäuser, dazwischen aber gab es immer wieder riesige Freiflächen, die noch auf ihre Bebauung warteten.

»Ihr habt ja hier reichlich Platz«, scherzte Krates.
»Naja«, gab der Beamte zu bedenken, »wir haben mehr Anfragen als freie Flächen. Aber wir können schließlich nicht jeden aufnehmen, denn unsere Mitbürger müssen dem König treu ergeben sein. Und das verringert die Zahl der in Frage kommenden Käufer immerhin schon auf ein Drittel. Außerdem bauen wir ja auch in eigener Sache. Dahinten zum Beispiel, am Ende des Hafens, entstehen die Kasernen der Marine, daneben die noch in der Planung befindlichen Unterkünfte der Stadtwachen sowie die Magazine und Depots. Schließlich errichten wir noch drei Tempelanlagen, ein Theater und ein Stadion.«

Sie beendeten ihren Rundgang und begaben sich in eine der kleinen Hafentavernen, in der man ihnen gebratenen Fisch mit reichlich Salat und Brot sowie einen erlesenen Wein auftischte.
Am Morgen des nächsten Tages wurden sie von einem der städtischen Ratsherren abgeholt und zum Vorplatz des Hafens geführt, auf dem sich die gesamte Garnison versammelt hatte. An den Schiffen und den zahlreichen Flaggenmasten innerhalb der Stadt war das königliche Banner gehisst und die Rüstungen der Soldaten glänzten in der hellen Morgensonne. Die Offiziere bellten ihre Befehle und die Mannschaft salutierte zackig, um im Anschluss die pergamenische Hymne zu singen. Dann bestieg Krates ein kleines Rednerpult, von dem aus er den Hafen mit seinen Trieren, die Stadtmauern und die gesamte Garnison im Blickfeld hatte.

»Ihr tapferen Kämpfer Pergamons!« begann er seine Rede. »Als unser König Attalos vor zwei Jahren gegen seine Feinde im pisidischen Selge kämpfte – und der eine oder andere von euch wird sich an diesen Krieg wohl noch allzu gut erinnern – vor zwei Jahren also wurde uns klar, dass wir einen befestigten Hafen brauchen, in dem unsere Schiffe sicheren Schutz finden, der aber gleichwohl auch als Schirmherr und Garant eines friedlichen Seehandels fungieren kann. Die Wahl des Ortes fiel uns nicht schwer, denn der Platz hier bietet nicht nur alle strategischen Vorteile, die man sich für einen befestigten Hafen wünschen kann, sondern liegt auch dermaßen idyllisch, dass man sich leicht vorstellen kann hier selbst sesshaft zu werden und der noch weitgehend unbebauten Stadt zu einem florierenden Standort zu verhelfen.

Aber wo die Wirtschaft blüht, stehen auch schnell die Neider auf dem Plan. Die kilikischen Piraten, die noch immer mit den Sidetern kooperieren, haben längst ein Auge auf euch geworfen und so bedurfte es nicht nur eines sicheren Hafens, sondern auch einer ausreichen-den Landbefestigung samt den dazugehörigen Soldaten. Wie ich sehe, ist es mittlerweile um beides gut bestellt und so beglückwünsche ich euch heute zu euren starken Wehrmauern und dem gut befestigten Hafen. Viel mehr aber noch beglückwünsche ich euch zu eurem Entschluss dem König zu dienen und die pergamenische Sache zu vertei-digen, wann und wo immer es die Lage erfordert.

Wenn wir heute die Stadt offiziell einweihen und mit Attalos’ Segen versehen, so bedeutet dies für mich nicht nur den feierlichen Akt der königlichen Weihe. Es bedeutet für mich auch das innige Bedürfnis euch für eure Zukunft in dieser Stadt alles Gute zu wünschen und meinen Apell an eure entschlossene Kraft zu richten, diese Perle Pamphyliens, die ihr ab heute stolz eure Heimat nennen könnt, gegen jeden Feind zu verteidigen. Mögen euch die Götter dabei helfen!«

Der Hafen donnerte vom Applaus der Soldaten und den Hochrufen der Stadtbeamten und Bürger. Krates winkte von seinem Podium in die Menge und wandte sich seiner Eskorte zu. Kolchos und seine Soldaten hatten ihre Rüstungen auf Hochglanz poliert und standen noch immer im Halbkreis hinter dem Podium. Beeindruckt von der militärischen Würde seiner pergamenischen Begleiter nickte Krates dem Hauptmann zu und schritt auf den Vorplatz, um den Stadtbeamten und Generälen der Garnison zu gratulieren. Dem Festakt am Hafen folgte eine ausgelassene Feier, zu der nicht nur die Bürger von Attaleia, sondern auch einige der führenden Militärs eingeladen waren. Kolchos hatte schnell ein paar Kameraden entdeckt, an deren Seite er während des pisidischen Krieges gekämpft hatte und prostete Krates fröhlich zu. Krates winkte zurück und bediente sich an einer der reich gedeckten Tafeln mit Brot und gebratenen Fleischspießchen.

Am Nachmittag wurde auf dem Marktplatz ein großes Holzgerüst mit einer Reihe starker Pfähle errichtet und man erzählte Krates, dass dies der krönende Abschluss werde. Interessiert blickte er auf die Bauarbeiten, die sich allmählich dem Ende näherten, bis die Menge still wurde, weil die Stadt-beamten zwölf halbnackte Männer auf das Podium führten und mit Hilfe einiger Soldaten an die Pfähle fesselten.
»Was wird das denn?« fragte Krates erschrocken.
»Das sind die Piraten«, erwiderte ihm einer der Bürger, »die wir vorige Woche in der Bucht gefangen nehmen konnten.«
»Und was passiert jetzt mit ihnen?«
»Sie werden hingerichtet. Tod durch die Geißel, wie es das Gesetz verlangt. Und das ist gut so.«
Kurz darauf verlas ein Gerichts-beamter das Todesurteil der zwölf Seeräuber und die Henker, ausgerüstet mit schweren Lederpeitschen, betraten das Podium. Die Menge schrie und johlte, als die Vollstrecker mit ihren Peitschen ausholten und auf den Rücken der Gefesselten hässliche Striemen und klaffende Wunden hinterließen. »Tod den Piraten!« hörte Krates und »Lasst sie lange leiden!«

Gebannt starrte er abwechselnd auf die jubelnde Menge und die Verurteilten, die sich unter den Schlägen der Henker wanden und vor Schmerzen um Gnade winselten. Er dachte an seinen Treiber Hegesias, dessen Eltern von den Piraten ermordet worden waren und an Hippias, der unter den Seeräubern unsägliche Qualen erlitten hatte. Ihm fielen aber auch der Sklavenmarkt von Sagalassos und die johlende Menge des Circus Maximus in Rom ein. Krates wollte sich abwenden, doch er zwang sich weiter hinzusehen. Was hier geschah, war das Ergebnis einer öffentlichen Rechtsprechung, die ihm in dieser Form zwar unmenschlich vorkam, aber vielleicht doch notwendig war. Die meisten Verurteilten waren längst zusammengebrochen, qualvoll verendet und hässlich entstellt. Einige jedoch lebten noch immer und schrien unter den gnadenlosen Schlägen der Vollstrecker so laut, dass es einem durch Mark und Bein ging. Krates wurde übel und wandte sich endgültig ab. Wortlos verließ er den Marktplatz und begab sich direkt in die Herberge. Warum konnte man diese Männer nicht einfach aufhängen oder den Tod eines Soldaten sterben lassen? Warum mussten sie so lange leiden? Am meisten jedoch irritierte ihn die Lust der Menge an den Qualen der Verurteilten. Hatten die Bürger Attaleias wirklich so sehr unter den Piraten zu leiden, dass sich dieser Hass rechtfertigen ließ? Innerlich aufgewühlt legte er sich ins Bett und fiel bald darauf in einen unruhigen Schlaf.

* * * * * * * * *

Am nächsten Tag verließen sie Attaleia, um sich dem zweiten Teil ihrer Mission zu widmen und die Gelehrten der kleinasiatischen Schulen für die neue Stoa von Pergamon anzuwerben. Sie folgten der Uferstraße nach Lykien und passierten dabei wunderschöne Landschaften mit ausgedehnten Zypressenhainen und dichten Pinienwäldern, die kräftig nach Harz dufteten und bis an die sandigen Ufer hinab reichten. Rechts der Straße wechselten sich große Obstbaumplantagen mit Olivenbäumen und fruchtbaren Feldern ab, hinter denen sich die steilen Hänge der lykischen Berge auftürmten. Nach einer geruhsamen Nacht in Phaselis umrundeten sie die lykische Halbinsel und gelangten drei Tage später über Limyra und Antiphellos bis zur Hafenstadt Patara.

»Hier trennen sich dann also unsere Wege«, hob Kolchos an, der mit seinen Soldaten gar nicht erst in die Stadt reiten wollte, um die rhodisch gesinnten Bürger nicht unnötig zu provozieren.
Krates nickte und saß von seinem Pferd ab. Er hatte mit Kolchos vereinbart, dass dieser mit seinen Soldaten bis nach Priene vorreiten und dort auf sie warten möge. Krates dagegen wollte sich mit Zenodotos von Patara nach Knidos einschiffen, um von dort über den Seeweg nach Ionien zu gelangen und unterwegs kräftig die Werbetrommel zu rühren. So verabschiedeten sie sich von ihrer Eskorte, gaben den Soldaten ihre Pferde mit und machten sich auf den Weg in die Stadt. Nachdem sie am Hafen einen Frachtensegler gefunden hatten, der sie für die Überfahrt nach Knidos mit an Bord nehmen würde, suchten sie sich eine Taverne, in der sie nicht nur ihren Hunger, sondern auch ihren Durst stillen konnten und begaben sich früh zu Bett.

»Bist du überhaupt seefest?« lächelte Krates am nächsten Morgen, während sich das Schiff gemächlich durch die Hafeneinfahrt von Patara aufs offene Meer schob.
»Keine Ahnung«, erwiderte Zenodotos mit leichtem Unbehagen.
Die Überfahrt nach Karien dauerte fast anderthalb Tage und Zenodotos hatte sichtliche Mühe sich vom Schlingern des Schiffes nicht die Laune verderben zu lassen. Als die Sonne am Abend ihres ersten Seetages im Meer versank und die See in ein atemberaubendes Farbenspiel tauchte, sprang er plötzlich auf. »Da!« rief er aufgeregt, »sieh doch Krates! Sind das Delphine?«

Krates folgte ihm an die Reling und auch die Matrosen versammelten sich an der Bordwand, um den Tieren ihre Grüße mit auf den Weg zu geben. Dutzende von Delphinen begleiteten den Frachtensegler, schwammen unter ihm hindurch, gaben verspielte Laute von sich und vollzogen dabei die tollkühnsten Luftsprünge. Fasziniert beobachteten sie das Treiben der Tiere, bis sie mit dem letzten Tageslicht verschwanden.
Schweigend, um das schöne Erlebnis in Ruhe ausklingen zu lassen, verspeisten sie ihr Abendessen und legten sich anschließend auf ihre Reisesäcke. Da der Mond noch nicht aufgegangen und der Himmel nur geringfügig bewölkt war, hatten sie von ihrem Schlafplatz einen wunderbaren Blick in den Sternenhimmel, über dessen Erscheinungen sie lebhaft diskutierten, bis einer der Matrosen ärgerlich wurde und ihnen riet, endlich einzuschlafen.

Als sie kurz nach Sonnenaufgang erwachten, machte das Schiff wieder gute Fahrt. Sie frühstückten die Reste ihres Brotes und gerieten dabei in ein angeregtes Gespräch über die Schlüsselmethoden der stoischen Erkenntnistheorie, bei dem sich schnell herausstellte, dass Zenodotos in den letzten Jahren viel dazugelernt hatte und durchaus in der Lage sein würde, an der pergamenischen Stoa selbst als Lehrer zu unterrichten. Zenodotos freute sich über das Angebot und erkundigte sich interessiert nach Krates’ Familie. So waren sie derart abgelenkt, dass sie den Landruf des Ausgucks gar nicht gehört hatten und von ihrer Ankunft erst Notiz nahmen, als der gewaltige Marmorlöwe der Hafeneinfahrt von Knidos links über ihren Köpfen vorbeirauschte.

Gebannt sprangen sie an Deck und erwiderten das Lachen der Matrosen, die sich über die geschäftige Blindheit ihrer Passagiere lustig machten. Jenseits der Hafenbucht sahen sie ein großes Theater, beidseitig von Häusern und Tempeln gesäumt. Auf der gegenüberliegenden Seite reihten sich die Lagerschuppen und Werften aneinander, um schließlich in den von zahlreichen Kriegs- und Handelsschiffen belegten Hafen zu münden. Routiniert und mit majestätischer Ruhe manövrierte der Kapitän das schwere Schiff an die Hafenmole, wo es von den Matrosen fachgerecht vertäut wurde.
»Da wären wir«, lächelte er seinen Passagieren entgegen. »Willkommen in Knidos!«
Krates und Zenodotos verabschiedeten sich von ihm und sprangen mit ihren Reisesäcken an Land. Der Boden unter ihren Füßen schwankte bedrohlich und Zenodotos, der das Phänomen noch nicht kannte, lachte über den gestelzten Gang, mit dem sie durch die Gassen des Hafenviertels ins Stadtzentrum wankten. Gegenüber dem Rathaus erkannten sie eine große Halle und Krates wusste intuitiv, dass sich dahinter eine jener Akademien befand, nach denen er suchte. Tatsächlich mussten sie nicht lange suchen, bis sie den Gelehrten Arrianos gefunden hatten, der sich über Krates’ Bekanntschaft sehr freute und sie bereitwillig durch die Akademie führte.

»Und du unterrichtest hier also Philosophie?« fragte Krates.
»Ganz Recht. Die meiste Zeit verbringe ich in der Bibliothek, aber ich gebe auch das eine oder andere Seminar über Sprachtheorie.«
»Und was zählt zu deinen thematischen Vorlieben?«
»Nun, in den letzten Jahren habe ich mich verstärkt um den Sprachschatz des Pindar und des Alkaios gekümmert.«
»Aha, die frühen Dichter …«, sinnierte Krates. »Nicht schlecht. Könntest du dein Programm noch um Sappho und Archilochos erweitern?«
»Natürlich. Aber warum sollte ich das tun?«
»Nun, weil ich dir gerne einen Vorschlag unterbreiten würde, für den diese Konzepterweiterung erforderlich wäre: Nämlich an einer Institution zu forschen und zu lehren, die das zehnfache Volumen eurer hiesigen Bibliothek besitzt und dir obendrein noch das doppelte Gehalt zahlt.«
Arrianos lachte. »Eine verlockende Vorstellung. Aber von einer solchen Institution habe ich noch nie gehört.«

»Dann tust du es eben jetzt«, erwiderte Krates. »Wir werden im Herbst die neue Stoa von Pergamon eröffnen. Wenn es dir also gefällt und du dein Programm entsprechend aufstockst, wäre es mir eine Ehre dich künftig unter meinen Kollegen willkommen zu heißen.«
»Bei doppelter Bezahlung?« hakte Arrianos nach.
»Mindestens!« lachte Krates. »König Attalos hat noch nie gegeizt, wenn es darum ging gute Leute für ihre Leistungen zu belohnen. Also, was sagst du dazu?«
»Einverstanden«, lachte auch Arrianos. »Momentan bin ich hier noch ziemlich eingebunden. Aber in spätestens zwei Monaten könnte ich mich auf den Weg machen.«
»Dann können wir also im Herbst mit dir rechnen?«
»Das könnt ihr. Und ich bedanke mich schon jetzt für das Angebot.«
Sie verabschiedeten sich und nutzten den Rest des Tages, um sich nach einer Unterkunft umzusehen und ein Schiff ausfindig zu machen, das sie am nächsten Tag nach Halikarnassos bringen konnte.

Die Überfahrt in die karische Hauptstadt war weitaus dramatischer als ihre letzte Seereise. Der Wind blies stürmisch aus Südsüdwest, doch der Kapitän bestand auf die Abfahrt und so legte sich der schwere Lastenkahn bereits kurz hinter der Hafenausfahrt tüchtig auf die Seite. Mit schwerer Lage schoben sie sich durch die aufgewühlte See und Zenodotos wurde bald so schlecht, dass er sich über die Reling hängte und erbrach. Das Schiff tanzte förmlich auf den Wellen und Krates musste seinen geschwächten Freund stützen, um ihn in den windgeschützten Lagerraum unter Deck zu führen. Gegen Nachmittag schien sich die See wieder etwas zu beruhigen und auch der Sturm ließ so weit nach, dass sie von ihrem Platz unterhalb der Decksplanken nur noch die leichten Wellen hörten, die gurgelnd unter dem Rumpf durchrollten und das Schiff friedlich bis vor die karische Küste trieben.

Über ihren Köpfen kreisten bereits die ersten Möwen und bald rief der Ausguck den Leuchtturm von Halikarnassos aus. Krates gab Zenodotos noch etwas zu trinken und sprang an Deck, um die Einfahrt in den Hafen nicht zu verpassen. Schon von weitem sah er die monumentale Terrassenanlage, die sich über dem Hafen erhob, und mit dem berühmten Grabmal von König Maussolos die Stadtsilhouette beherrschte. Man sagte sogar, dieser Bau sei einer der sieben Weltwunder, aber von dieser Wissenschaft verstand er nichts. Die Sonne war gerade im Meer versunken, als sich das schwere Schiff bedächtig an die steinerne Hafenmole legte und die Matrosen mit dem Löschen der Schiffsladung begannen. Zenodotos brauchte eine Weile, bis er sich im Stande fühlte mit Krates das Schiff zu verlassen und nach einer geeigneten Herberge zu suchen.

»Beim Asklepios«, stöhnte er, als er sich mit immer noch wackeligen Beinen über die Hafenpier schleppte. »So schlecht ist es mir schon lange nicht mehr ergangen.«
Als sie ihr Quartier bezogen hatten, legte sich Zenodotos gleich ins Bett. Krates indes, dem die stürmische Überfahrt nichts ausgemacht hatte, konnte es kaum erwarten nach der hiesigen Stoa zu suchen, an der er den Philosophen Isagoras zu finden hoffte. Doch die einzige Schule, die er finden konnte, befand sich im Untergeschoss der großen Maussoleionterrasse und war leider schon geschlossen. Deprimiert klopfte er sich von einer geschlossenen Tür zur nächsten und wollte schon aufgeben, als ihn ein etwa gleichaltriger Mann ansprach, der aus einem der gegenüberliegenden Häuser trat und nach seinem Begehr fragte.

»Mein Name ist Krates aus Mallos«, stellte er sich vor, »und ich suche meinen Kollegen Isagoras.«
»Du bist Krates von Mallos? Der stoische Philosoph und Homerinterpret, der nach Pergamon ging?« Der Mann strahlte ihn an und reichte ihm spontan die Hand. »Ich bin der, nach dem du suchst und ich freue mich dich kennenzulernen. Ich unterrichte hier schon seit vielen Jahren, auch wenn es mich durchaus reizen würde, an einer anderen Schule zu lehren. Denn unsere Stoa ist, wie du unschwer erkennen kannst, nur sehr klein und der Austausch mit anderen Gelehrten daher eher dürftig. Immerhin habe ich durch die geringe Anzahl unserer Schüler genügend Zeit, um mich auf meine eigenen Forschungen zu konzentrieren.«

»Deren Abhandlungen ich übrigens mit Bewunderung lese, was mitunter einer der Gründe ist, weswegen ich mich gerne mit dir unterhalten würde.«
Krates lud seinen Kollegen zum Abendessen ein und erzählte ihm von seinen Stoaplänen und den Gelehrten Artemon, Zenodotos und Arrianos, die er schon für sich gewinnen konnte. Isagoras hörte interessiert zu und fühlte sich von dem Angebot in Pergamon lehren zu dürfen tief geehrt. Tatsächlich war er der kleinen Stoa von Halikarnassos überdrüssiger als er anfangs zugegeben hatte und sogar dazu bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um Krates auf der Stelle nach Pergamon zu begleiten.

»Und was wird deine Familie dazu sagen?«
»Ich habe hier keine Familie. Meine Eltern sind beide gestorben und meine Brüder leben auf Rhodos. Die einzigen, die ich unterrichten müsste, sind meine beiden Kollegen an der Stoa, aber das kann ich noch heute Abend tun.«
Zenodotos war von der Idee die Weiterreise auf dem Landweg zu bestreiten ebenso begeistert wie von ihrer neuen Begleitung. Und die integre Gesellschaft des Isagoras erwies sich wahrhaftig als Gewinn, den Krates und Zenodotos bald zu schätzen wussten, sowohl philosophisch als auch menschlich. Sie kauften sich Pferde und ritten über die alte Königsstraße bis nach Iasos, einer kleinen Hafenstadt im Norden Kariens und von dort am folgenden Tag bis nach Herakleia.

Von Herakleia nahmen sie ein Schiff, das sie und ihre Pferde über den latmischen Golf nach Milet brachte, wo sie sich direkt auf den Markt begaben, um in der dortigen Akademie vorzusprechen. Nach kurzer Suche trafen sie auf den Grammatiker Alexandros, der von Krates’ Stoa-Plänen begeistert war. Er freute sich über das Angebot seine Lehre in den Dienst König Attalos’ zu stellen, machte aber auch zur Bedingung, dass er selbst noch bei Krates lernen dürfe. Krates willigte ein und begab sich mit seinen Gefährten zum Hafen, wo sie gerade noch rechtzeitig den Segler erreichten, der sie ans gegenüberliegende Ufer brachte. Der Wind, der vom Ägäischen Meer in den Latmischen Golf wehte, war recht stark, aber er kam von schräg achtern, so dass das Schiff wie ein Pfeil durch die Wellen schoss und die Gelehrten schon nach wenigen Stunden sicher in Naulochos landen ließ. Da sie bis Sonnenuntergang noch gut eine Stunde Zeit hatten, nutzten sie ihren Elan und ritten bis nach Priene.

Es begann schon zu dämmern, als sie an das schwer gesicherte Stadttor klopften und um Einlass baten. Die Wachsoldaten zeigten sich unnachgiebig, verwiesen ärgerlich auf die vorgerückte Stunde und wollten sie schon wieder abweisen, als sich einer der Offiziere an Kolchos erinnerte, der erst vorgestern mit seinen Soldaten angekommen und in der kleinen Herberge am Stadion untergekommen war. Vollkommen erschöpft ließen sie sich zu der besagten Unterkunft führen und sanken dankbar in die Betten der ihnen zugeteilten Zimmer.

»Guten Morgen, Krates!« begrüßte ihn Kolchos, als er tags darauf sein Zimmer verließ und dem Hauptmann im Flur der Herberge begegnete. Sie umarmten sich herzlich und gingen gemeinsam zum Frühstück. Krates erzählte ihm von seinen Erfolgen in Karien und ließ sich ausführlich von Kolchos’ Reise berichten. Nach und nach trafen auch die anderen Soldaten ein und als sich schließlich Zenodotos und Isagoras dazugesellten, war die Mannschaft komplett.
»Habt ihr eine Ahnung«, wandte sich Krates an seine Eskorte, »wo sich hier die Stoa befinden könnte?«

»Na klar«, versicherte Kolchos. »Oben, neben dem Hauptmarkt, direkt am Rathaus liegt eine kleine Halle, hinter der sich eine solche Schule verbirgt. Klein, aber fein, soweit ich es beurteilen kann, mit fünf oder sechs Gelehrten und einer anständigen Bibliothek.«
»Und wie kommen wir am besten dorthin?«
»Ganz einfach. Ihr nehmt eine der Treppengassen und geht immer bergauf, bis es nicht mehr weitergeht. Dann befindet ihr euch auf dem Hauptmarkt und dort haltet ihr euch rechts.«

Krates bedankte sich und machte sich mit Zenodotos und Isagoras auf den Weg. Die Terrassenbauweise von Priene erinnerte ihn stark an zuhause, auch wenn die hiesigen Gassen weitaus überschaubarer waren als die verwinkelten Straßen von Pergamon. Von der Hangmauer des Marktplatzes aus hatten sie einen herrlichen Ausblick über die unter ihnen liegende Stadt und die weite Ebene, durch die sich der Maiandrosfluss schlängelte und dabei in der Landschaft jenes Muster hinterließ, das die Steinmetzen immer wieder nachzuahmen versucht hatten. Der Markt von Priene war offenbar längst eröffnet und so mussten sie sich durch die Menge der Händler und Käufer schieben. In den Hallen der Stoa dagegen war vom Trubel des Marktes kaum noch etwas zu spüren.
»Kann ich euch helfen?« fragte ein Mann mittleren Alters.

»Bist du einer der prienischen Gelehrten?« fragte Zenodotos.
»Ob ich gelehrt bin, weiß ich nicht, aber das hindert mich nicht daran unsere Schüler die Kunst der Grammatik zu lehren. Mein Name ist Drakon.«
Krates begrüßte ihn freudig und erzählte ihm von der pergamenischen Stoa und den geisteswissenschaftlichen Neuerungen, die er dabei anstrebte.
Drakon hörte ihm aufmerksam zu und überlegte. »Es ist noch gar nicht lange her, da kam hier ein junger Mann aus Rhodos vorbei, der mir etwas ganz Ähnliches erzählte. Dass es an der Zeit wäre die alten Werte der Stoa zu überarbeiten und dem modernen Zeitgeist anzupassen. Vielleicht wäre das tatsächlich nicht verkehrt. Und dein Angebot klingt sehr interessant, aber ich frage mich doch, wie ihr das finanzieren wollt?«

»Über die Gelder des Königs, der übrigens großes Interesse daran hat, die Stoa über die Grenzen Pergamons hinaus bekannt werden zu lassen. Denn kulturelle Stärke wirkt immer anziehend und stärkt die Wirtschaft ebenso wie das politische Ansehen.«
»Stimmt, die Kulturpolitik eurer Könige ist mir hinlänglich bekannt. Nun ja, ich unterrichte hier zwar nur Logik und Rhetorik, aber wenn euer Bedarf an Grammatikern noch nicht gedeckt ist, würde ich euch sofort nach Pergamon begleiten.«
»Dann mach das«, ermunterte ihn Krates. »Priene dürfte kaum das Format haben, um einen Mann wie dich anständig zu fördern. Vorausgesetzt, du hast hier keine weiteren Verpflichtungen.«

»Nein«, lachte Drakon, »die habe ich nicht. Das Semester ist ohnehin vorbei und im kommenden Halbjahr werde ich keine Seminare abhalten. Wann wollt ihr denn weiterreiten?«
»So bald wie möglich«, bestimmte Krates. »Du könntest natürlich auch nachkommen.«
»Nein, nein«, winkte Drakon ab. »Gebt mir bis morgen früh Zeit.«
Als der prienische Grammatiker am folgenden Morgen vor ihrer Herberge erschien, hatten Krates und die Seinen gerade ihr Frühstück beendet. Kurze Zeit später kehrte auch der Soldat zurück, den Kolchos auf den Markt geschickt hatte, um die zwei Pferde zu verkaufen, die sich Krates und Zenodotos in Halikarnassos gekauft hatten und überreichte ihm das Geld. Krates bezahlte den Herbergswirt und ließ die Männer aufsitzen. Sie verließen Priene und ritten in die weite Ebene, der sie für die nächsten Stunden bis nach Magnesia folgten.

Am späten Nachmittag hatten sie auch den Tmolos überquert und konnten bereits die Stadtmauern von Ephesos erkennen, die sich vom Gipfel des Pion nach Westen erstreckten. Der Ritt durch die Berge hatte sie tüchtig angestrengt, vor allem ihren Gefährten Drakon, der das Reiten nicht gewöhnt war und so verzichteten sie auf das gemeinsame Abendessen, um sich schon kurz nach Sonnenuntergang in ihre ephesische Herberge zu begeben.

Die Akademie von Ephesos befand sich in einem pompösen Hallenbau am Staatsmarkt, der sich repräsentativ über zwei Stockwerke erstreckte und reich verziert war. Doch so aufwendig und verschwenderisch sich die Schule von außen zeigte, so armselig gab sie sich von innen. Die Räumlichkeiten wirkten verwahrlost, die Bibliothek war schlecht sortiert und selbst das Kollegium der Akademie bestand aus nicht mehr als vier Gelehrten, die sich den Unterricht von knapp zwölf Studenten teilten. Krates schüttelte enttäuscht den Kopf, denn er hatte sich von diesem Ort mehr versprochen. Ein Mann, der sie schon eine Zeit lang beobachtet hatte, trat auf sie zu und verlor dabei zwei der Papyrusrollen, die er unter dem linken Arm trug.

»Wie es scheint«, lächelte er Krates zu, während er sich bückte, um die beiden Rollen wieder aufzuheben, »hast du hier mehr erwartet als vorgefunden.«
»Ja, so könnte man es formulieren. Aber in erster Linie bin ich auf der Suche nach dem Mathematiker Hyperion.«
»Na schön, dann können wir deinen Erwartungen ja wenigstens in einem Punkt entsprechen. Denn der Gesuchte steht vor dir.«
Krates lachte über die humorvolle Begegnung und stellte sich vor. »Schön ruhig habt ihr es hier«, bemerkte er ironisch. »So ganz ohne den üblichen Trubel der großen Schulen. Aber vielleicht kommt das ja noch.«
Hyperion schüttelte verächtlich lachend den Kopf. »Ich fürchte, wir stehen unmittelbar vor der Schließung.«
Krates schmunzelte betreten und offerierte ihm das Angebot an der neuen Stoa von Pergamon zu lehren. Hyperion war von dem Angebot sichtlich angetan und sagte sofort zu. Da er jedoch zuvor noch mit seiner Familie sprechen wollte, die ja von dem Umzug genauso betroffen sei, erbat er sich eine Bedenkzeit und versprach Krates seine Antwort innerhalb der nächsten zwei Wochen nach Pergamon zu übermitteln.

Als sie sich am nächsten Morgen zum Frühstück trafen, waren sich Krates und seine Gefährten darüber einig, dass es nun wirklich an der Zeit sei nach Pergamon zurückzureiten. Geschlossen verließen sie die Stadt durch das Nordtor und ritten über die breite Handelsstraße nach Smyrna, um nach einer geruhsamen Nacht in der ihnen schon wohlvertrauten Herberge nach Pergamon heimzukehren.
Als Krates nach Hause kam, wurde er von seiner Familie stürmisch begrüßt. Zenodotos verstand sich mit Krates Söhnen auf Anhieb und so beschloss die Familie ihn bis auf weiteres bei sich aufzunehmen und in Silanos’ altem Zimmer schlafen zu lassen. Da es in den letzten Wochen zunehmend kälter geworden war, zündete Livia den Kamin an und setzte sich mit Krates vor die Flammen des wärmenden Feuers. Zenodotos dagegen war noch vollauf mit den beiden Jungs beschäftigt und musste ihnen alles erzählen, was er zwischen Mallos und Pergamon erlebt hatte.
»Dein Freund Zenodotos ist ein sympathischer Mann.«

»Wahrlich«, lächelte Krates, »und wie es scheint, wird diese Meinung auch von unseren Söhnen geteilt.«
»Ist Silanos gut heimgekommen?«
»Das ist er und er lässt dich herzlich grüßen. Ich habe sogar mit seiner Mutter gesprochen. Eine stolze Frau, die mir mit ihren blinden Augen direkt ins Herz gesehen hat. Der Abschied von ihm war schmerzlich, aber ich hatte auch das gute Gefühl, dass er im Kreise der Seinen wesentlich besser aufgehoben ist als er es bei uns je war.«
»Ach Krates«, seufzte Livia, »du hast mir so gefehlt.«
»Du mir auch, mein Herz. Aber immer, wenn ich durch die Fenster meiner Herbergszimmer in den klaren Nachthimmel schaute und dabei unseren Stern sah, habe ich mich an deine Liebe erinnert und konnte friedlich einschlafen.«

Sie schmiegte sich eng an ihn und hauchte ihm einen leidenschaftlichen Kuss ins Ohr. Krates konnte sein Verlangen nicht mehr länger zurückhalten. Wie oft hatte er in den letzten Wochen an sie gedacht und sich nach der Fortsetzung ihres Liebesspiels gesehnt, das sie am Morgen seiner Abreise so jäh unterbrochen hatten! Er löschte den Kamin, wünschte Zenodotos eine gute Nacht und verschwand mit Livia im Obergeschoss.

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