
Nachtfrost und frischer Nordostwind haben es heute trotz Sonne recht kühl werden lassen und so beschloss ich, meinen Feierabend in den Reben des Nachbarorts Biengen zu verbringen. Jeden Morgen fahre ich auf dem Weg zur Arbeit an einem merkwürdigen Felsabbruch vorbei und habe mich jedesmal gefragt, was es damit auf sich hat. Denn normalerweise brechen die Felsen hier im Rheintal nicht einfach so ab.
Auf meinem Spaziergang durch die Biengener Reben habe ich mir das heute also mal angesehen und erkannt, dass es sich bei der Felsformation um einen mittelalterlichen Steinbruch handelt. Einer der Rebenbauern erklärte mir, dass die St. Leodegar-Kirche, das Schloss und sämtliche alten Hauskeller von Biengen aus den Blöcken dieses Steinbruchs gebaut worden seien.
Bei dem Erdbeben von 2009 jedoch seien weite Teile des Steinbruchs eingestürzt. Und um nicht auch noch den großen Felsen zu verlieren, habe man ihn für 800.000 Euro mit viel Spritzbeton und einem Netz stabiler Stahlseile gesichert. Dadurch sei der Steinbruch zwar nicht mehr als solcher erkennbar. Aber die Felslandschaft sehe ja immer noch imposant genug aus. Wenn man sich für die Geschichte von Landschaft und Flurnamen interessiert, fragt man am besten immer die Bauern. Die Leute im Ort wissen darüber nur selten Bescheid.
Immerhin war mein kleiner Spaziergang ein voller Erfolg. Denn ich weiß nun, was es mit dem Felsabbruch auf sich hat, konnte mich unterwegs wieder aufwärmen und einen herrlichen Nachmittag in den frühlingshaften Reben von Biengen verbringen. Und selbst meine kleine Drohne, die ich am Vortag mit meinem kaum DIN A4 großen Sonnenkollektor-Faltpaneel aufgeladen hatte, hat ein paar schöne Aufnahmen einfangen können.