Altes Handwerk


Dog, what is ontop of a house? – ROOF!

Mit derlei Späßchen bin ich früher nicht um die Häuser gezogen, zumal uns der Ausgang des englischen Witzes ja lehrt, dass zuweilen auch Hunde kleine Späße über ihre Herrchen machen, die dann infolgedessen eben mal kein Bier bekommen 😄 Trotzdem habe ich in meiner Studentenzeit genau damit mein Geld verdient – und ich war gut darin! So gut, dass meine Auftragsbücher fast immer voll waren: Während andere Kommilitonen gekellnert, geputzt oder an der Tanke gejobbt haben, saß ich mit meinem Klapptisch, Lampen und Ventilator in irgendwelchen alten Häusern und hab deren Dachstühle gezeichnet.

Zunächst erfolgte eine Grundskizze, dann per Dreipunktmessung eine genaue Bemaßung der Grundfläche. Dann kamen Wasser- und Schlauchwaagen zum Einsatz. Um Zeit zu sparen, diktierte ich mir sämtliche Messwerte in das Mikrofon eines laufenden Aufnahmegerätes, das ich in meiner Hemdtasche trug. Die Zeichnungen im Maßstab 1:10 und 1:50 erfolgten zunächst mit weichem Bleistift auf dickem Zeichenpapier und wurden anschließend wiederum erst mit Bleistift und anschließend mit Tinte auf Transparentpapier gepaust. Ein Lineal durfte dabei – wenn überhaupt! – nur für die Skala verwendet werden. Man brauchte also eine ruhige Hand und eine saubere, gut lesbare Schrift. So habe ich es während meiner ersten Ausbildung zum technischen Zeichner in Karlsruhe gelernt.

Auch wenn man heute nicht mehr so arbeitet, weil vieles in den letzten Jahrzehnten automatisiert wurde und die meisten Pläne nicht mehr auf dem Reißbrett entstehen, sondern am Computer, war die alte Methode doch genauer. Das hört sich vielleicht überheblich an, ist es aber nicht. Denn Holz lebt und die Dachstühle historischer Gebäude wurden nicht maschinell errichtet. Wenn sie von den Zimmermännern der Vergangenheit gut gefügt wurden, „wuchs“ der Dachstuhl mit seinen Balken. Wurde die Lebendigkeit des Holzes bei unterschiedlichen Härtegraden, Feuchtigkeit, statischen Belastungen etc. nicht mit einkalkuliert, entstanden im Trägergerüst Risse und mögliche Schwachstellen.

All das wurde in den alten Plänen mit berücksichtigt, weil man einen Dachstuhl in seinen Stärken und Schwächen erst verstehen musste, bevor man ihn zeichnen konnte. Laserinstrumente und daran angeschlossene Rechner mit Plottern zeichnen Dachstühle heute zwar in Windeseile. Aber sie sind ja selbst nur Maschinen und können kleine Fehler oder statische Problemzonen nur erkennen, wenn man es ihnen beibringt – was in aller Regel nicht geschieht. Viele „meiner“ Dachstühle wurden später für Lofts oder Dachgeschosswohnungen umgebaut. Und die stehen alle heute noch