Nur Bekloppte!

… wo man auch hinguckt: Nur Bekloppte!

So etwas ähnliches muss sich der Polizeibeamte gedacht haben, der mich vorhin bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle an die rechte Straßenseite winkte 😂 Aber ich will euch die ganze Geschichte erzählen.

Als ich heute von der Arbeit kam, wehte der Wind kräftig aus Südwest und ich dachte mir, das wäre doch nett, wenn ich zum Feierabend noch ein paar Runden über den Opfinger See kreuze. Mein Boot hab ich ja immer im Kofferraum dabei, also los.

Da es windig und relativ kühl war, hatte ich den ganzen See für mich allein. Allerdings wehte der Wind in kräftigen Böen aus Nordwestsüdost, sodass das Segeln eher einem Jollenkegeln glich als einer gepflegten Kreuzpartie. Aber es hat Spaß gemacht, keine Frage.

Als ich jedoch mein Bootchen wieder zusammenpackte, wurde mir klar, dass ich einen fatalen Denkfehler gemacht hatte. Denn ich hatte weder ein Handtuch noch Klamotten zum Wechseln dabei und die Kleider, die ich vorher getragen hatte, waren durch ein kleines Missgeschick pitschnass geworden.

Jackpot! Naja, dachte ich mir, kein Beinbruch. Dann fahr ich halt im Neoprenanzug nach Hause … und folglich auch in Neoprenstiefeln. Mit zwei Extrapolstern unter dem nassen Hintern, damit der Fahrersitz kein Wasser zieht, fuhr ich also los, Fenster auf und das Radio auf volle Pulle, als mich plötzlich der Polizeiwagen überholte, Blaulicht an und „Bitte folgen“ in der Heckscheibe …

Wie wahrscheinlich ist es, zwei Jackpots zu ziehen??? Ich reiche dem Herrn also wie erbeten Führerschein und Fahrzeugpapiere und er zieht die Brille nach vorne, um über die Gläser auf meinen Neoprenanzug zu schauen. „Tragen Sie etwa einen Neoprenanzug?“ – „Ja“, sagte ich, „ich komme von der Poolreinigung und will nur noch nach Hause.“ – „Aussteigen!!!“

Muss komisch ausgesehen haben, wie ich da mit zerzausten Haaren in meinem Neoprenanzug und den patschnassen Neoprenstiefeln über den Seitenstreifen watschelte und das Wasser, was noch immer in den Stiefeln war, bei jedem Schritt schmatzend rausspritzte. Ich wollte gerade ansetzen, dem Beamten zu erklären, dass ich mein Segelboot im Kofferraum habe, aber da hatte er schon den Alkoholtest in der Hand.

„Ich habe nichts getrunken. Das Röhrchen können Sie sich sparen“, sagte ich. – „Das werden wir ja sehen“, grinste er und ich durfte erst mal pusten. 0,0 Promille, surprise, surprise. Also doch Warndreieck und Warnweste. „Na, dann kann ich Ihnen ja auch gleich mein Boot zeigen“, sagte ich und öffnete den Kofferraum.

Ich weiß nicht, was der Typ gedacht hat. Als er jedenfalls die Bootstaschen sah und erkannte, dass meine bescheuerte Geschichte stimmte, fing er schallend an zu lachen und wünschte mir eine gute Heimfahrt. War ja auch nicht mehr weit. Aber zu denken, dass es damit geschafft war, war dann vielleicht doch naiv.

Denn es kam wie es kommen musste: In meiner Straße waren gerade alle Nachbarn draußen. Die Kinder spielten vor den Häusern, die Mütter quatschten untereinander, die Väter und Großväter standen an den Gartenzäunen. Ich glaube, so viele Nachbarn habe ich noch nie auf einen Haufen gesehen. Klar, ich hätte auch noch zehn Runden um den Block fahren können, aber ich wollte nach Hause.

Und kaum stieg ich aus dem Auto verstummten auch schon die Gespräche und ich hörte das Getuschel. „Kein Grund zur Sorge“, rief ich, „ich mach das jeden Dienstag Abend“, griff meine Sachen, schloss den Wagen und watschelte platsch-platsch-platsch zur Haustür, nur um dort festzustellen, dass der Haustürschlüssel noch im Wagen lag. Platsch-platsch-platsch ….

Ich werde heute Nacht gut schlafen.