Ich habe eben etwas Schönes erlebt: Da meine funkgesteuerte Computermaus mangels Strom nicht mehr funkt, musste ich kurz in den Supermarkt, um mir neue Batterien zu holen.
Es war nur eine Kasse auf und die Schlange reichte schon weit in den Laden rein. Normalerweise dauert es ja nicht lange, bis dann eine zweite Kasse öffnet, doch in diesem Fall tat sich nichts.
Ein paar Leute wurden unruhig und begannen mit dem üblichen Gezeter, aber die meisten ertrugen es mit Fassung. Die arme Kassiererin schien am Ende ihrer Kräfte und entschuldigte sich doch bei jedem zweiten Kunden, dass der Supermarkt gerade einen hohen Krankenstand habe und die Kunden deshalb länger warten müssten als sonst.
Überhaupt machte sie auf mich den Eindruck eines Menschen, der sich nicht gut wehren kann, der deswegen permanent ausgenutzt und rumgeschubst wird und nicht weiß, wo er mit seinem Frust hinsoll.
Wie recht ich mit meiner Einschätzung hatte, zeigte sich eine Minute später. Denn in der kurzen Pause, die zwischen der Frage nach der Punktekarte und der Bezahlung der vor mir stehenden Kundin entstand, sprach ich der Kassiererin mein Lob aus.
Schön laut, damit es alle hören konnten, sagte ich: „Sie machen das großartig! Keiner Ihrer Kollegen kommt Ihnen zu Hilfe, sie schaffen das hier ganz allein und bleiben trotz all dem Stress noch höflich und professionell. Das ist wirklich bewundernswert!“
Da ich hinter mir ein zustimmendes murmeln hörte, wandte ich mich der Kassenschlange zu und fragte: „ist doch so, oder?“ Woraufhin ganz viele spontan ihre Einkaufswagen losließen und applaudierten. Der Applaus wurde stärker und stärker und von hinten schallten sogar einige „Bravo!“-Rufe zur Kasse.
Die Kassiererin fing kurz an zu schluchzen. Offensichtlich war sie das Lob nicht gewohnt. Doch ihrem glücklichen Lächeln nach zu urteilen, mit dem sie sofort ihre Arbeit wieder aufnahm, hatte ihr der Zuspruch so viel Kraft gegeben, dass es ihr leichter fiel mit der stressigen Situation richtig umzugehen.
Auf dem Rückweg zum Büro dachte ich mir, dass ich das eigentlich viel zu wenig tue. Meiner Familie und meinen Freunden, Kollegen und Bekannten spreche ich regelmäßig Kraft und Lob zu. Bei Fremden indes bleibt es oft nur beim Gedanken daran.
Aber es ist nie verkehrt, das richtige zu tun und auch nie zu spät, damit anzufangen!