Heute ist der Geburtstag des ehrenwerten Hasan Cobanli, einem Mann, dem ich erst einmal begegnet bin, doch diese erste Begegnung hat gereicht, um ihn voller Respekt als Amca zu bezeichnen oder doch zumindest als Bey (und nicht Bay). In mancher Hinsicht erinnert mich Hasan manchmal an meinen Vater, vor allem bei einigen Formulierungen in seinem Buch „Der halbe Mond“, in denen er negative Erlebnisse sprachlich kunstvoll ins Gegenteil wendet und als gute Erkenntnisse verbucht.
Mein Vater hat das mal mit einem Gedicht geschafft, das Jahrelang bei uns im Wohnzimmer hing und ein ewiger Streitpunkt zwischen meinen Eltern war. Es ging um den berühmten Weisen von Christian Morgenstern. In der letzten Strophe heißt es dort: „Wer einmal frei | vom großen Wahn | ins leere Aug‘ | der Sphinx geblickt, | verachtet stumm | der Erde Weh, | der Erde Lust | und lächelt nur.“
Meiner Mutter, die ein durch und durch positiv denkender Mensch ist, war das immer zu pessimistisch und sie hat das wie gesagt bei jedem Zank erneut moniert. Eines Tages, und ich erinnere mich noch genau an das süffisante Grinsen meines Vaters, kam die letzte Strophe von Morgenstern mal wieder zur Sprache, als mein Vater sagte, er habe das Problem endlich gelöst. Die von ihm auf weißes Papier handgeschriebene und auf den Gedicht-Druck geklebte Korrektur ließ sich nur bei genauem Hinsehen erkennen. Aber von jenem Tag an stand dort: „der achtet stumm | der Erde Weh, | der Erde Lust | und lächelt nur.“
Und meine Mutter war glücklich.
Vielleicht ergibt sich eines Tages die Gelegenheit Hasanbey diese Geschichte persönlich zu erzählen. In seinen Geburtstagsfeed hineinschreiben wollte ich sie nicht.